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Robert Halver zum Bankenbeben
Zu Risiken und Nebenwirkungen
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Robert Halver zum Bankenbeben Zu Risiken und Nebenwirkungen

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Während wir aber unserer Institute teilweise kaputtreguliert haben, wurden in anderen Ländern Regeln weniger scharf formuliert oder wieder gelockert oder man schaute weniger konsequent hin. Theoretisch müsste es zumindest in der westlichen Welt einheitliche Bankenregeln geben. Praktisch würden sich die USA jedoch niemals von uns in ihre Banken-Suppe spucken lassen. 

 

 

Vor diesem Hintergrund haben deutsche Banken im internationalen Wettbewerb an Gewicht verloren, was auch Geschäftspotenziale schmälert. Vielversprechende kleine „Garagen-Unternehmen“ aus der Eurozone zieht es viel lieber zu amerikanischen Banken und Börsen, weil es dort mehr Risikokapital gibt und von der Politik weniger „Hau-ab-Spray“ versprüht wird. Auch deutsche Industrie-Urgesteine wie Linde zieht es über den großen Teich. 

Übernahme des Wettbwerbers: UBS kauft günstig ein

Und bereits starke ausländische Banken trumpfen zu unseren Lasten immer noch mehr auf. Keine Frage, mit der Zwangsfusion von UBS und Credit Suisse wird der bereits Große noch größer. Angesichts großzügiger Hilfen von Staat und Schweizerischer Nationalbank sowie attraktiver Geschäftsbereiche, die die Credit Suisse auch hat, kann sich die UBS über den Schmerz der Züricher Zwangsehe mit einer sehr üppigen Mitgift hinwegtrösten. Die Bilanzsumme der neuen UBS entspricht circa dem Zweifachen der Schweizer Wirtschaftsleistung. Really too big to fail.  

Bei der Schweizer Bankenrettung wurde der Steuerzahler weniger, dafür aber die Aktionäre und Inhaber von Nachranganleihen deutlich mehr herangezogen. Sogenannte AT-1-Anleihen wurden nach der Finanzkrise 2008 eingeführt. Wie Katastrophenanleihen sollen sie in Krisenzeiten einen zusätzlichen Risikopuffer bilden. Jetzt grämen sich viele Gläubiger dieser Anleihen über Totalverluste.

Tut mir leid, sie wussten von den hohen Risiken, die ja mit mehr Renditeaufschlag vergütet wurden. Übrigens sollte man in der Bankenwelt immer wissen, wem man was sagt. So mancher, der in Interviews bei großen Börsensendern kundtat, der Credit Suisse kein neues Geld zu gewähren und damit schlafende Hunde weckte, muss dafür jetzt viel Lehrgeld zahlen. 

Grundsätzlich werden die für Eigner und Gläubiger verlustreichen Rettungsaktion zu höheren Refinanzierungskosten für Banken führen. Anleger werden Investments in sie viel kritischer beäugen. Wie hoch sind die Ausfallrisiken? Was wird als Risikoaufschlag verlangt? Das werden auch die Kunden und Firmen in Form von verschärften Kreditstandards und -zinsen zu spüren bekommen, was schließlich auch konjunkturschädigend wirkt.  

Finanz- geht vor Preisstabilität 

Aufgrund der Verhinderung von Ansteckungseffekten wird die bis vor wenigen Tagen von den Notenbanken noch so inbrünstig verkündete Fortsetzung des Kampfs für Preisstabilität mit weniger Dampf betrieben. Zunächst ist die reichliche Zurverfügungstellung von Liquidität durch die konzertierte Aktion der Notenbanken inflationsfördernd, nicht -begrenzend.

 

 

Daneben ist in den USA nur noch eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte zu erwarten. Ab Herbst werden von den Finanzmärkten Zinssenkungen erwartet. Ebenfalls wird die EZB nachgiebiger, so dass ihre stabilitätspolitische Offensive nur von kurzer Dauer war. Insgesamt ist die Zinserhöhungsangst im Frühsommer Geschichte. 

Und die Inflation? Sie wird zwar weiter zurückkommen, aber nicht wirklich befriedigend. Das gewiefte Marketing der Geldpolitik wird dennoch betonen, dass doch die Richtung stimmt und dass man aufgrund der verzögerten Wirkung der Zinserhöhungen bloß nicht überreizen darf. Ach unsere Notenbanker, sie finden doch immer die richtigen Worte. 

Jedoch muss die Geldpolitik einen Tod sterben. Mangelnde Preisstabilität nimmt man eher in Kauf als kaputte Finanzsysteme. Aus der Rettungsnummer kommt sie nicht mehr heraus, denn Finanzkrisen werden nie aussterben.

An Bankenrettung geht kein Weg vorbei, ansonsten gehen die Tore der Finanz-Hölle auf. Aber umsonst ist sie nicht zu haben. Irgendwie werden wir alle zur Kasse gebeten. 

 

Robert Halver, Foto: Baader Bank

Über den Autor:
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt und ist damit für die Einschätzung der internationalen Finanzmärkte zuständig. Der erfahrene Kapitalmarkt- und Börsenkommentator ist durch seine regelmäßigen Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen einem breiten Anleger- und Finanzpublikum bekannt.

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