Bei Anlegerlieblingen nachgefragt So stellen sich bekannte Fondsmanager jetzt auf (Teil 2)
Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager, über den DWS Concept Kaldemorgen (ISIN: LU0599946893)
Wie waren Sie zu Beginn des März aufgestellt?
Schon Ende Februar zeichnete sich ab, dass die Situation um das Corona-Virus für einige Verwerfungen an den Finanzmärkten sorgen könnte. Unserer Einschätzung nach handelte es sich um einen temporären externen Schock, der kaum mit strukturellen Problemen wie in der Finanzkrise 2008/2009 vergleichbar war. Politik und Zentralbanken signalisierten außerdem frühzeitig die Bereitschaft, Unternehmen und Volkswirtschaften umfassend mit Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Daher hielten wir an unserer konstruktiven Markteinschätzung fest, was sich in einer Nettoaktienquote von etwa 40 Prozent Ende Februar ausdrückte.
Was im Portfolio lief im März gut, was nicht so?
Das Portfolio konnte sich der breiten Schwäche an den Aktienmärkten natürlich auch nicht gänzlich entziehen. Es zahlte sich jedoch aus, dass wir schon vorab einen verstärkten Fokus auf Unternehmen gelegt hatten, deren Geschäftsmodelle sich angesichts der Corona-Krise recht robust zeigen sollten. Hierzu zählen vor allem Titel aus den Sektoren Gesundheitswesen, Informationstechnologie und Kommunikationsdienste. Diese Bereiche haben auf relativer Basis weniger verloren als der breite Aktienmarkt. Auch US-Staatsanleihen und Gold erfüllten im Fonds ihre stabilisierende Funktion.
Betreiben Sie Risikosysteme? Wann haben die wie angeschlagen?
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Risikomanagement ist ein integraler Bestandteil unseres Investmentprozesses. Unser Risikosystem hat zwar angeschlagen, aber durch die beispiellose Geschwindigkeit der Kursrückgänge war die Vorlaufgeschwindigkeit zum Handeln extrem kurz. Innerhalb einer Woche ist der Dax viermal mit einem Eröffnungsverlust von um die 5 Prozent gestartet. Um unsere Verlustbegrenzung aufrechtzuerhalten, hätten wir nicht nur unseren gesamten Aktienbestand verkaufen müssen, sondern auch unsere Anleihen im Credit-Bereich. Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt dafür entschieden, unseren Aktien- und Anleihebestand beizubehalten, um von einer möglichen Erholung zu profitieren und unsere Risikopositionen dann anzupassen.
Wie haben Sie Ihr Portfolio im März verändert?
Die zwischenzeitliche Erholung haben wir genutzt, um Absicherungspositionen gegen fallende Aktienmärkte aufzubauen. Die Nettoaktienquote wurde auf zirka 30 Prozent reduziert. Auf Einzeltitelebene wurden selektiv Aktien von Pharma-Unternehmen aufgestockt. Außerdem wurde die Kasseposition erhöht.
Wie sind Sie jetzt aufgestellt und blicken in die Zukunft?
Auch wenn wir kurzfristig etwas vorsichtiger positioniert sind, sehen wir langfristig keine Alternative zu Aktien und anderen Sachwerten wie Gold – jetzt mehr denn je. Die umfangreichen fiskalischen und geldpolitischen Maßnahmen werden die Staatsfinanzen global nachhaltig belasten und dafür sorgen, dass die Zinsen noch eine ganze Weile niedrig bis negativ bleiben sollten. Die Renditeaussichten für vermeintlich sichere Anlagen wie Staatsanleihen schätzen wir daher sehr gering ein. Wir erwarten, dass nach einer Rezession die Realwirtschaft wieder schnell an Fahrt aufnehmen wird und sich die Aktienmärkte ebenfalls erholen.
Wie hoch war und ist Ihre Kasse?
Aktuell hat der Fonds eine Kasseposition von zirka 20 Prozent. Das bietet auf der einen Seite einen gewissen Puffer und ermöglicht auf der anderen Seite auch ein hohes Maß an Flexibilität in einem volatilen Umfeld.